Eine Schülerin aus der Erwachsenenabteilung: "Einmal war das Thema des Unterrichts die Französische Revolution. Was Gleichheit und Brüderlichkeit war, das konnten die Kinder sich noch vorstellen, was das aber mit der Freiheit ist, das wussten sie nicht. Sie wurden gefragt: ,Habt ihr Freiheit?' Da ist ihnen eingefallen: Einmal müssen sie in den Unterricht, morgens müssen sie sich waschen, und zum Essen müssen sie pünktlich kommen, aber unter ,Freiheit' in der Parole der Französischen Revolution konnten sie sich immer noch nichts Rechtes vorstellen, was dann die Leute machen, wenn sie Freiheit haben. ,Wollen wir uns mal überlegen, wie wir es machen können, dass wir wissen, was Freiheit ist ?' Und dann haben sie gefordert: ,Wir wollen das Geld haben, das für uns angesetzt ist, für vierzehn Tage.' Dann wollten sie noch die Freiheit haben, ihre Zimmer sauberzumachen oder nicht, sich zu waschen oder nicht usw. ... Das wurde alles genehmigt, doch sollten sie jetzt auch selber kochen. Das haben sie auch getan. In einem alten Ziegenstall stand ein alter Herd, da konnten sie jederzeit kochen und schwirrten so nicht immer in der Küche herum. Der eine wollte es nun besonders schlau machen, der ging zu einem Kaufmann und sagte: ,Sagen Sie mal, wie mache ich das am besten, dass ich schnell mit der Kocherei fertig werde?' Da verkaufte er ihm dann Brühwürfel. Nur war das Unangenehme, dass sie schließlich feststellen mussten, dass in den Brühwürfeln Fleisch drin war. Nun mussten sie sich entscheiden, ob sie weiterhin vegetarisch leben wollten, kein Erwachsener sagte was dazu. Sie entschieden sich dann, weiter vegetarisch zu leben, die Suppe fiel nun also aus. Na ja, allzu viel kochten sie dann auch nicht mehr. Am Anfang wohl noch etwas Gemüse, das kauften sie vom Gärtner, aber dann lebten sie hauptsächlich von Brot und Obst, denn es war Sommer, und das Geld reichte auch nicht mehr richtig. Dann entschlossen sie sich, eine Wanderung mit Zelten zu machen. Sie wollten auch dafür Freiheit haben. Da ging dann eine Lehrerin und ein junger Mann mit, die hatten aber ein Zelt für sich und zelteten etwas entfernt von den Kindern; die waren ja erst sieben bis zwölf Jahre alt, und es war ja doch etwas gefährlich. Doch den Kindern wurde nicht gesagt, was sie zu tun oder zu lassen hatten. Sie sollten daraus ja lernen, was Freiheit ist, ob es etwas Schönes ist, etwas Begehrenswertes. Nach vierzehn Tagen wünschten die Kinder dann, wieder Unterricht zu haben, und sagten: Ja, nun wüssten sie, was Freiheit wäre, und wenn sie mal wieder richtige Freiheit hätten, dann wüssten sie besser, was sie damit anfangen könnten, was ihnen auch mehr Freude macht. So lernten sie die Freiheit kennen. Das machte mir damals sehr viel Freude, als ich das etwas später hörte." (Grete Mayr-Eichenberg) "Einmal war in Adelshausen Kirmes, und jedes Kind bekam dafür eine Mark von Julie, die die Kleinen versorgte. Wenn Kinder auf die Kirmes gehen, ist die Verlockung ja groß. So hatten dann einige Kinder fünfzig Pfennig ausgegeben und ein Kind sogar alles. Julie war sehr empört darüber. Sie verurteilte es, dass diese Kinder soviel Schwäche gezeigt und den Verlockungen der Kirmes soweit nachgegeben hatten, alles Geld auszugeben. Julie war in der Beziehung ein bisschen streng. Ich war damals erschrocken, wie kann Kindern nur so etwas vorwerfen, wenn man ihnen schon mal eine Mark in die Hand drückt ? Und dann war den Kindern auch nicht vorher erklärt worden, dass so etwas von ihnen erwartet wurde. Die Julie war völlig zerstört, und ich sagte dann zu Minna: ,Das ist doch unmöglich, ein Kind kann das doch noch gar nicht genau abschätzen.' Minna stimmte mir zu: ,Ich weiß, das war falsch, dass Julie die Vorwürfe erhoben hat.' Natürlich wurden auch in der Walkemühle Fehler gemacht, wie bei jedem Experiment. Die Psychologie war ja damals auch noch nicht so weit. Nelson war Rationalist. (Minna Specht dagegen berief sich in der Begründung ihrer Pädagogik auf die Psychologie Freuds und Adlers. (68) ) Nelson hatte den Menschen doch wohl zu einem gewissen Grade überschätzt, der Mensch kann nicht alles mit einem eisernen Willen machen, es gibt auch Situationen, wo Meinungen und Triebe dem Menschen so überrollen, dass der Verstand völlig ausschaltet. Nelson hat das nie akzeptiert. Ich glaube, heute gibt es solche Menschen noch viel weniger als damals, die so zielbewusst sind, wo wir sie doch gerade heute so gut brauchen könnten, in dieser verwirrenden Welt." (Emmi Gleinig) Ein Helfer: "Ein Beispiel für die Freiheit, die die Kinder genossen: Wir hatten einen Hof, da spielten die Kinder oft, wenn sie Zeit hatten und kletterten an den zwei festen Barren herum, die da standen. Sie kletterten dann auch manchmal auf das Dach von einem der Schuppen und auf das Dach vom Turbinenhaus. Als ich sie das erste Mal da im Sommer splitternackt herumklettern sah, dachte ich: ,Um Gottes Willen, wenn jemand dabei herunterfällt!' Einmal fiel dann auch einer herunter, der Kurt Ohlow, und zwar deshalb, weil sie sich auf dem Dach in die Wolle gekriegt hatten. Der fiel da runter und dann - so war die Dachschräge, eine Tür stand offen - schlug er mit dem Kopf auf die Tür drauf, wurde dadurch abgefangen und kam dann auf die Füße zu stehen - ein paar Hautabschürfungen, sonst nichts. Den Kindern wurde so etwas bewusst nicht verboten, um ihr Selbstbewusstsein nicht zu zerstören. Es galt das Prinzip der größtmöglichen Freiheit." (Willi Schaper) Eine Schülerin, die als Kind auf der Schule war, erinnert sich noch an zwei Aufgaben, die den Willen der Kinder stärken sollten: "Die Elterntage auf der Walkemühle bereiteten wir Kinder immer selber vor, und zu so einem Elterntag pflückten wir dann mal Erdbeeren. Dabei gab es dann die moralische Verpflichtung, keine zu essen. Das wurde als Willensstärkung angesehen. Und wenn wir ein Paket bekommen hatten, hängten wir manchmal die Schokolade über das Bett, auch um unseren Willen zu stärken. Die Idee mit der Schokolade war zwar von den Erwachsenen, wir hätten aber dagegen verstoßen können." Eine Helferin erinnert sich an den Unterricht: "Früher wurde ja in der allgemeinen Schule in jeder Stunde etwas anderes durchgenommen. Ich weiß nicht, wie das heute ist. Wir in der Walkemühle machten das jedenfalls anders: Die Kinder hatten vier bis sechs Wochen lang nur ein Thema im Unterricht, zum Beispiel ,Afrika'. Da kann man sich fragen: ,Was haben sie da denn wohl gelernt?' An diesem einen Thema lernten sie was aus sämtlichen Fächern, zum Beispiel Schreiben und Lesen - natürlich, sie mussten dabei ja schreiben und lesen; Rechnen - sie berechneten die Bevölkerungszahlen, den Handel, die Höhe der Berge und die Entfernungen; dann lernten sie Erdkunde: Wo fließen die Flüsse ? Wie sehen die politischen Verhältnisse aus ? Die Königreiche, die Stämme, die Kolonialmächte, das lernten sie alles an dem einem Thema ,Afrika'. Gesamtunterricht hieß das. Und wenn sie dann dies eine Thema durchhatten, dann hatten sie es durch. So wie mit Afrika machten sie das auch mit Melsungen und Umgebung. Bei ,Afrika' hatte man Karten, und bei ,Melsungen' ging man natürlich raus, wanderte: ,Was für Blumen gibt es da?' Sie liefen durch Wiese, Wald und Feld. Der Unterricht war anschaulich, anschaulicher konnten sie es gar nicht mehr machen." (Hedwig Urbann) "Unser Unterricht war sehr lebendig. Wir untersuchten möglichst vieles durch eigene Anschauung. Zum Beispiel hatten wir mal ein Vogelskelett gefunden, das wurde dann im Unterricht besprochen. Bei Minna besprachen wir dann mal ein Pferd im Unterricht. Da wurde dann nicht so wie in einer normalen Schule ein Holzpferd oder ein Schaukelpferd vorne hingestellt, und kaum jemand hatte Interesse, sich mit dem Ding da zu beschäftigen - in der Walkemühle war das anders: Wir gingen zu den Bauern in die Pferdeställe. Einmal war auch ein Inder in der Walkemühle, der erzählte uns was über sein Land. Wir unterstützten dann den Freiheitskampf der Inder und ließen eine ganze Zeitlang eine unserer Mahlzeiten ausfallen." (Emmi Gleinig) "Es gibt da eine hübsche Geschichte. Der Tono hatte also erstens gelernt, dass das Getreide wächst, und zweitens hatte er gelernt, was ein Zollstock ist, woraufhin er also den kleinen Berg hochkletterte. Da war ein Getreidefeld, er nahm da Maß und schrieb sich das auf seinen kleinen Block, also 46 cm. Am nächsten Tag ging er wieder hinauf: 52 cm. ,Donnerwetter, das wächst aber schnell.' Und dann kam er ganz erschüttert wieder: ,Das Getreide ist kleiner geworden!!' Das waren 44 cm, weil er nicht denselben Halm gemessen hatte." (Helmut Schmalz) "Nelsons Forderung, durch größte Zurückhaltung der Lehrer die Entfaltung der Kräfte der Kinder zu fördern und ihr Vertrauen in sich selber zu stärken, bedeutete nicht, dass die Schüler als hemmungslose Wilde aufwachsen sollten. Aber man versuchte, mit einem Minimum an Regeln auszukommen und möglichst mit solchen, für die man Verständnis bei den Kindern schon fand oder im Laufe der Zeit leicht wecken konnte. Zum Teil gaben sich die Kinder selber ihre ,Gesetze', meistens auf Grund irgendwelcher als störend empfundenen Vorkommnisse oder Übergriffe." (69) "Manchmal spielten wir auf der Walkemühle Theater. Die Erwachsenen für die Kinder oder die Kinder für die Erwachsenen - Kinder verkleiden sich ja sehr gern - oder alle spielten zusammen. Ich weiß noch von einem Stück, da musste der Peter Nemenyi (laut Willi Schaper der Halbbruder des Schachweltmeisters Bobby Fischer, R.G.) ein Baby spielen und musste dazu in der Wiege liegen, und der Junge war nicht aufzufinden; irgendwo hatte er sich verkrochen, nicht weil er Angst gehabt hätte, sondern aus Neugier war der irgendwo hin gelaufen; da riefen alle: ,Peter! Peter! Du musst doch...!' - da kam er endlich in seinen kleinen Höschen und wurde dann in die Wiege gelegt. Die Kinder spielten sehr viel. Früher wurde ja überhaupt viel mehr gespielt als heute, heute ist ja das Fernsehen da. Puppen, Bälle, Bären - das fing damals gerade an, dass man Bären hatte, Fahrräder, Bauklötze. Ich weiß noch wie wir immer vor Weihnachten die vielen Bauklötze, die in der Tischlerei geschnitten worden waren, zusammen anmalten - aber kein Kriegsspielzeug." (Hedwig Urbann) Schülerinnen und Schüler, die als Kinder auf der Walkemühle zur Schule gegangen sind, schildern diese Zeit übereinstimmend als unheimlich glückliche Zeit, als die schönsten Kindheitsjahre. Dabei wird betont, dass ja die strengen Forderungen der Schule an die Erwachsenen bei den Kindern noch nicht angewandt wurden. In den Protokollen der Schulaufsichtsbehörden des Jahres 1928 ist über den Unterricht der Kinder folgendes nachzulesen: Der Schulrat von Melsungen: "Die fünf Schulpflichtigen sind unter zehn Jahren alt, arbeiten also die Lehraufgaben der Grundschule durch unter Leitung der Oberlehrerin Fräulein Pohlmann. Der Unterricht ist Gesamtunterricht. Das heimatliche Erleben, angeregt und vertieft durch den starken Zusammenhang mit der Natur, durch fast tägliche Beobachtungs- und Erkundungsgänge, durch ganzwöchige Wanderungen in die weitere Umgebung zum Vertrautwerden mit dem Heimatkreis, seiner Natur und seinen Menschen und Verhältnissen, sichert starke, grundlegende heimatliche Vorstellungen. Darüber werden freilich die durch die Richtlinien geforderten Fertigkeiten, z.B. Lesen, Schreiben, auch Rechnen, etwas stark zurückgedrängt, so dass die besseren Landschulen des Kreises trotzdem sie vielmehr Schüler und diese oft in fünf Abteilungen unterrichten müssen, günstigere Ergebnisse aufzuweisen haben. Doch dafür ist der Blick dieser Schüler mehr geöffnet und ihr Verständnis größer für die Umweltverhältnisse." (70) Der Regierungsdirektor aus Kassel "...bestätigt das Urteil des Schulrats über die Fertigkeiten der grundschulpflichtigen Kinder. Im Rechnen war die Fertigkeit des 3. und 4. Schuljahrs im Zahlenlesen recht gering; auch einfache Aufgaben aus den vier Grundrechnungsarten wurden nur langsam und unsicher gelöst. Besser waren die Leistungen im selbständigen Aufschreiben. Dagegen schien die Sprechlust der Kinder wenig entwickelt." Wie man zum Beispiel als Kind auf die Walkemühle kam Die Mutter einer Schülerin berichtet: "Längst ehe unser Kind geboren war, hatten wir Eltern beschlossen, es in diese Schule zu geben, über deren Geist und Erziehung wir durch Minna Specht und Leonard Nelson gehört hatten. Aber unsere Vorstellungen von dem Ganzen waren doch recht unklar: Wir glaubten, dass wir einfach alle drei in die Walkemühle übersiedeln könnten. Ein im Aufbau begriffenes Unternehmen würde sicherlich Verwendung für unsere zu jeder Arbeit bereiten Kräfte haben. So vereinten wir in unseren Träumen ein glückliches Familienleben mit der denkbar besten Erziehung unseres Kindes. Die Wirklichkeit sah allerdings anders aus. Als ich mein Kind in die Walkemühle brachte, lagen Jahre schwerer innerer Kämpfe hinter mir und vor mir; denn mit dem einmaligen Entschluss, sich von einem so kleinen Kinde zu trennen, ist es nicht geschafft. Aber zum Teil waren es eben diese Widerwärtigkeiten und Widerstände, sowohl bei mir nahestehenden Menschen als auch in mir selber, die mich in dem Wunsch bestärkten, mein Kind in dieser Umgebung aufwachsen zu lassen. Es sollte einmal mutiger zu seinen Überzeugungen stehen und mehr Kräfte aufbringen als ich, um all das in die Tat umzusetzen, was es als richtig erkannt hatte. Aber musste ich dazu mich von meinem Kinde trennen ? Konnte ich, nachdem mir die Notwendigkeit einer solchen Erziehung klar war, sie nicht selbst leisten ? Aus zweierlei Gründen schien mir das nicht möglich zu sein: Einmal war ich entschlossen, nicht nur ein persönliches Glück für mich und meinen Familienkreis aufzubauen. Es schien mir widersinnig, dass eine Generation nach der anderen sich abfand mit unzureichenden, in jenen Jahren katastrophalen Verhältnissen in unserer Gesellschaft, weil Berufs- und Familiensorgen sie daran hinderten, ihre Kraft den Bemühungen um eine menschenwürdige Gesellschaftsordnung zu widmen. Eine intensive politische oder sozialpädagogische Arbeit aber würde mir niemals die Ruhe und Sammlung lassen, die eine vom gleichen Geist getragene Erziehung meines Kindes erforderte. Ich hätte das Kind vielen Einflüssen überlassen müssen - den geheimen Miterziehern unserer Kinder - die meinen Gedanken von einer Erziehung zu einem mutigen und verantwortungsfreudigen Menschen nicht entsprachen. Ein Zweites kam hinzu: Dadurch, dass ich mein Kind in die Walkemühle gab, trug ich dazu bei, Minna Specht und Leonhard Nelson die Möglichkeit zu geben, ihre ethischen und pädagogischen Ideen zu erproben. Wenn jede Mutter ihr Kind gleichsam als persönliches Eigentum festhielt, wäre ein solcher Versuch unmöglich. So gab ich mein Kind in Minna Spechts Obhut. Einige Tage durfte ich in der Mühle bleiben, um ihm das Eingewöhnen zu erleichtern. Auch die Betreuer dieser Kinder lernte ich kennen und ein wenig vom Leben der kleinen Gemeinschaft. Und das Kind selber ? War es nur ein Objekt der Ziele der Erwachsenen ? Hatte es nicht ein Recht auf Achtung seiner Interessen ? War es damit einverstanden, aus dem warmen Nest herausgenommen zu werden, um einem pädagogischen Experiment zu dienen ? War nicht gerade der Kampf ums Recht das Leitmotiv unserer Arbeit ? Mussten wir also damit nicht bei uns selber beginnen? Wie wachen sie wieder auf, diese Stürme von Empfindungen und Gedanken vieler schlafloser Nächte! Hätte ich nun an die augenblicklichen, von meiner Tochter geäußerten Interessen gedacht, so hätte ich sicherlich von der Trennung abgesehen. So froh sie über die neuen Spielgefährten, Kinder zwischen vier und neun Jahren war, so würde sie leiden, nachdem ich weggegangen sein würde. Und obgleich ich ihr mein Weggehen eindeutig und rechtzeitig erklärte, hat sie doch am Tage danach in Begleitung eines hilfreichen Altersgenossen das ganze Haus nach mir abgesucht. Es war nicht ins Gefühl gedrungen, was das Ohr gehört und der Mund bejaht hatten. Mein einziger Trost war, dass mein Kind später Verständnis für meine Beweggründe aufbringen würde, die ihm heute so viel Kummer brachten - dass seine Erziehung gelingen und es erkennen würde, dass nicht nur meine, sondern auch seine eigenen wahren Interessen mich geleitet hatten." (71) Sämtliche Kinder auf der Walkemühle waren Kinder von ISK-Mitgliedern oder deren Freunden, so blieb ihre Zahl immer klein und überschritt niemals 25. Minna Sprecht war es nicht gelungen, die Kinderabteilung durch Waisenkinder aus Berlin zu vergrößern.(72) Ihre Bemühungen wurden 1930 von der Regierung Kassel - die änderte sich da schon wieder - blockiert. Man hatte politische Bedenken. (73) Lässt man sich vor dem Hintergrund des bisher Beschriebenen auf die vielen kleinen Geschichten der Kinder ein und erinnert sich dabei vielleicht auch an seine eigene Kindheit, so fällt einiges auf - sei es beim Hören der Tonbandaufzeichnungen oder aber beim Lesen der Briefe der Kinder an ihre Eltern, auf deren Abdruck an dieser Stelle leider weitgehend verzichtet werden muss: - Ein ausgeprägtes, selbstverständliches Denken im Gruppenzusammenhang wird offenbar, von "Wir" und "Uns" ist in aller Regel die Rede, ganz selten nur von "Ich" und "Mir". - Was den Kindern täglich begegnet, wird im Unterricht behandelt. So können die Kinder ihr offenes Auge, "ihren Sinn" dafür behalten. - Die Kinder besitzen eine sehr raumbetonte Wahrnehmung und Mitteilsamkeit, sie machen eindrucksvolle Streifzüge in die Umgebung, wovon sie berichten. - Auf gleicher Ebene, selbstbewusster Umgang mit den Erwachsenen - hier wird nicht unterwürfig gebettelt, sondern die Kinder stellen selbstverständlich ihre Forderungen. - Die Lehrer lassen die Kinder in ihrer Sprache ihre Entdeckungen beschreiben. Anforderungen an die Form ersticken nicht die Neugier oder die Freude am eigenen kindgemäßen Ausdruck.
Aus dem letzten Pensenbuch der Lehrerin Julie Pohlmann auf der Walkemühle: " P e n s e n b u c h G r u p p e II Begonnen Anfang Oktober 32 Seit Anfang Oktober 32 besteht die Schülergruppe II. Zu ihr gehören Sajero Gloger (5.Schuljahr), Hansi Knodt (5.Schuljahr), Jürgen Gräffe (4.Schuljahr), Nora Walter. Gruppe II nimmt am Physikunterricht von Gruppe I (5. und 6. Schuljahr) teil, hat Singen und Turnen gemeinsam mit Gruppe I und III. Deutsch- und Rechenunterricht: ert. Pohlmann - Physikunterricht: Lewinski mit Unterstützung von Pohlmann, - Mathematik: Specht, - Erdkunde, Zeichnen: Wettig, - Turnen, Singen: Lewinski.
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